28.07.2010: Kienberg schickt jetzt Superstars aufs Feld

Kienberg stoppt die fußballerische Talfahrt und züchtet sich spielstarke Kicker einfach selbst – könnte man meinen, wenn man sie in der Nähe des TuS-Platzes bei Sonnau auf einmal stehen sieht: Die spanischen Offensiv-Strategen Torres und Fabregas, die italienischen Abwehr-Asse Grosso und Cannavaro, die portugiesischen Zauberer Deco und Simao – und als Spielmacher noch Brasiliens Superstar Ronaldinio.

2010.07.29 Kienberger Superstars Cannavaro

Sechs Superstars bei Inter Mai(s)land in Kienberg: Fabio Cannavaro, Fabio Grosso, Cesc Fabregas, Ronaldinio, Deco und Fernando Torres. Fotos: tt

Dass der frisch abgestiegene TuS Kienberg mit diesen Ausnahmekönnern zur neuen Fußball-Großmacht erwächst und von der B-Klasse in die Champions-League marschiert – diese Vision hat einen kleinen Haken, denn spätestens im Herbst ist das Sommermärchen vorbei. Dann wird Landwirt Josef Bernauer sämtliche Superstars vom Acker grätschen – im Rahmen der Ernte. Denn: Mehr als Mais steckt nicht dahinter. Die vermeintliche Weltauswahl, die da – sorgfältig beschildert – zwischen Stadl und Orthofen in Reih und Glied am Straßenrand steht, ist nur ein werbewirksam vermarkteter Sortenversuch in punkto Maisanbau.
Der höchst fußball-affine Chef der niedersächsischen Firma KWS Saat AG hat seine Silo-, Körner- und Biogas-Maissorten allesamt nach südeuropäischen oder südamerikanischen Weltklasse-Kickern benannt. Somit kann Bauer Bernauer also den „bullig starken Torres“, den „standfesten, blattgesunden Cannavaro“ und den „stresstoleranten und vielseitigen“, in der Schreibweise aber nicht originalgetreuen „Ronaldinio“ auf sein drei Hektar großes Spielfeld schicken, während 300 Meter entfernt auf dem deutlich kleineren Feld des TuS Kienberg Fußballcoach Gerry Straßhofer nicht ganz so ertragsreiche Akteure aufzubieten hat.
Wobei die 22 Sorten umfassende Aufstellung des Landwirts einen gravierenden Nachteil hat: Es gibt keinen Torwart. „Casillas“, seines Zeichens „umweltstabil“ und „ernteflexibel“, steht nicht in Bernauers Aufgebot.
Dafür kann er auf einen in besonders guter Form befindlichen Superstar bauen. „Torres entwickelt sich sehr gut“, sagt Josef Bernauer schmunzelnd zur am besten gedeihenden Maisart. „Ganz im Gegensatz zur Fußball-WM, da hat der ja nichts zerrissen!“
Die namhaften Nutzpflanzen nutzen dem TuS Kienberg natürlich wenig. Beim Saisonauftakt am 7. August gegen den SV Amerang II müssen es ja dann doch wieder die Herren Straßhofer, Leitner oder Berndlmeier richten. Und Torres und Deco und Cannavaro und die anderen Stars von Inter Mai(s)land stehen „bullig“, „stark“ und „standfest“ im falschen Feld herum. Thomas Thois

Bericht im Trostberger Tagblatt und auf Chiemgau-online.de
Kienberg.

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